Historische Berliner Urinale
Glück gehabt!
Das Internet kann noch nicht stinken!
Kaum eine Stadt hatte mehr dieser seltsamen, skurrilen
Häuschen in der Nähe von Bahnhöfen und öffentlichen
Plätzen wie Berlin. Gemeint sind kleine, hohe Häuschen,
in der klassischen Form achteckig mit vorgesetzter Blende, fast immer
grün und meist ziemlich rostig: Urinale. Sie gehören wie die
eigentlichen Denkmäler zu den am verbreitesten, typischsten
Sehenswürdigkeiten der Stadt. In Berlin-Cartoons von Zille oder Seyfried
sind sie festgehalten und wiederzufinden, und eines der einmal von Reisenden und
Stadtfotografen vielleicht am meisten abgelichteten Häuschen dieser Art
stand vor dem ehemaligen Stettiner Bahnhof:
Stettiner Bahnhof, kolorierte Postkarte
Aus dem einen oder anderen Grund sind diese Toilettenhäuschen trotz
Denkmalschutz vom Aussterben bedroht. Einer der Gründe sind die
unzähligen Buddel- und Bastelarbeiten an der Hauptstadt. "Unsere Stadt
soll schöner werden" verträgt sich offenbar mehr marmorverkleideten,
selbstreinigenden Automatentoiletten mit integrierter Werbefläche als
mit rostigen, historisch geformten und manchmal sogar noch stinkenden
Stahlurinalen. - Letztendlich sind die modernen Automatentoiletten auch ein
Beitrag zur Gleichberechtigung, denn die die klassischen Urinale waren nur
für Männer.
Seit Mitte der 90er Jahre sind die Toilettenhäuschen privatisiert,
diese Privatisierung hat ersteinmal aber nicht viel mehr als die Einzäunung
der meisten Lokalitäten gebracht hat. Die Restauration eines solchen
Objekts kostet zwischen 100.000 und 125.000 €. Obwohl diese Kosten
eigentlich durch die genehmigte Aufstellung und den Betrieb
großflächiger Werbeplakate finanziert werden sollte, wurde auch die
Erhöhung der Gebühr der Automatentoiletten von 50 Pfennig auf
50 Eurocent mit den Kosten für die Renovierung der historischen Objekte
begründet.
Die heute noch sichtbaren grünen Häuschen stammen
ursprünglich aus dem 19. Jahrhundert. Sie wurden aufgestellt in
der Zeit, in der Berlin explosionsartig wuchs und damit gleichzeitig auch
die hygienischen Probleme in der Stadt eskalierten. Die ersten Diskussionen
dazu wurden wohl schon 1834 geführt, aber erst nachdem Kaiserin Viktoria
auf einer Fahrt durch die Stadt jemanden auf der Straße hat urinieren
sehen sei der Durchbruch zur Installation von öffentlichen Toiletten
gekommen. Die erste Urinieranstalt wurde 1863 aufgebaut, bis 1876
standen mehr als fünfzig an Straßen und Plätzen der Stadt.
Eines davon stand um die Jahrhundertwende wahrscheinlich auch auf dem
Alexanderplatz:
Alexanderplatz um 1900, nachbearbeitetes Foto
Von diesen Häuschen gibt es einige Varianten in Form und Funktion,
aber der achteckige Grundriß ist fast immer der gleiche. Eine spezielle
Bezeichnung für die Urinale im Berliner Wortschatz ist das "Cafe Achteck"
wegen dieser achteckigen Form. Heute sind noch etwa dreißig erhalten,
einige davon allerdings in abgebautem Zustand. Folgend eine Fotosammlung zu
ausgewählten, historischen Toilettenhäusern in Berlin:
Fotosammlung zu Berliner Toilettenhäuschen (1)
Mariendorf, U-Bhf. Mariendorf (39kB JPEG) -
Hinter dem U-Bahnhof Alt-Mariendorf neben dem Ausgang des Biergartens liegt
eines der neu renovierten Toilettenhäuschens. Es ist nicht
nur sauber gestrichen und entrostet, sondern auch eines der wenigen noch
begeh- und benutzbaren Cafe Achtecks. Das Foto ist vom Herbst 1998.
Tegel, S-Bhf. Waidmannslust
(53kB JPEG) - Am
S-Bahnhof Waidmannslust bzw. am Waidmannsluster Damm stand im Winter 1993/4
ein Cafe Achteck mit seltsam tiefergelegtem Mitteldach. Der Zustand zum
Zeitpunkt des Fotos war noch relativ gut.
Charlottenburg, Goslarer Brücke (71kB JPEG) -
Das Cafe Achteck am Goslarer Ufer steht an der Grenze
zwischen Berlin-Charlottenburg und Alt-Moabit. Es steht direkt am Ufer des
Charlottenburger Verbindungskanals zwischen Westhafenkanal und Spree, der
jedoch von der Grenzführung her schon zu Moabit bzw. Tiergarten
gehört. Das Häuschen steht zudem an der Goslarer Brücke,
die die Kaiserin-Augusta-Allee über den Kanal weiterführt.
Im Frühjahr 1996 war das Häuschen noch begehbar. Das obige
Foto war größtenteils Vorlage für das gerenderte Modell im
einleitenden Bild, so zum Beispiel bezüglich des vereinfachten,
runden Mitteldachs, der farblich abgesetzten Fenster (die sich im Nachhinein
als Sonnenspiegelung herausgestellt haben), der inneren
Gaslaterne und des Paravans ohne Gaslichthalter.
Charlottenburg, Goslarer Brücke, Detail
(75kB JPEG) - "Der eingesperrte Kondomautomat" - Ende 1997 wurde
das Cafe Achteck am Goslarer Ufer abgesperrt. Während das Ufer
für die nahegelegenen Edelbürogebäude und Appartmentblocks
renoviert worden waren, blieb es für das Pissoir bei ein paar Gittern vor
den Eingängen. Das Foto ist vom Herbst 1998. Auch im Herbst 2000 war
der Zustand des Häuschens am Goslarer Ufer
(212kB JPG) ähnlich.
Moabit, Wiebestr. (164kB JPEG) -
Begehbar,
aber nicht gerade in einem guten Zustand war das Cafe Achteck an der
Wiebestraße Ecke Huttenstraße bei BMW 1998. Im Hintergrund sieht
man Fabrikgebäude von Siemens (ehemals AEG). Allgemein ist die Umgebung
industriell bestimmt. Nur eine Busstation weiter
befand sich der ursprüngliche Standort der Internet-Argentur Pixelpark.
Das Foto selbst ist ebenfalls vom Herbst 1998. (Die auffälligsten Graffiti
am Häuschen wurden elektronisch nach dem Scan des Fotos entfernt.)
Auf dem Foto ist neben dem Automaten am Paravan (nahezu identisch mit dem an
der Goslarer Brücke) auch die Halter
für die Außenlichter am Paravan und das nach außen
geführte Gasrohr für das (nicht mehr vorhandene) Innenlicht
zu sehen.
Moabit, Wiebestraße, Detail (99kB JPEG) -
Das Dach des Cafe Achtecks in der Wiebestraße besitzt den klassischen,
zum Teil aus dem Chinesischen adaptierten Aufsatz mit Lamellenfenster, in
dem in der "Luxusausführung" wohl ein Ventilator enthalten war.
Zu sehen ist auch die Halterung für das fehlende Gaslicht.
Wedding/Gesundbrunnen, am Humboldthain mit ehem.
AEG-Gebäuden (142kB JPEG) - Um den Humboldthain herum standen einmal mindestens zwei
Toilettenhäuschen, von denen nur noch das eine an der Südspitze
Hussiten- Ecke Gustav-Meier-Straße übriggeblieben ist. Auf dem Bild
aus dem Spätherbst 1998 mit Schnee sind ehemalige AEG-Gebäude zu
sehen, die jetzt zum Technik- und Innovationszentrum Berlin (TIB) gehören,
ehemals Berliner Innovations- und Gründerzentrum (BIG). Der
schneebedeckte, abgesperrte Geländestreifen im Vordergrund waren
Gleisanlagen, die zu den Fabrikgebäuden führten.
Wedding/Gesundbrunnen, am Humboldthain
(100kB JPEG) - Das übriggebliebene Cafe Achteck am Humboldthain ist
(1998) abgesperrt, ein Dachsegment ist komplett eingedrückt und auch
sonst ist das Toilettenhaus in einem schlechten Zustand. Allerdings ist es
eines der wenigen, die eine möglicherweise nachträglich installierte
Regenrinne aufweisen.
Wedding/Gesundbrunnen, Liesen/Gartenstr. vor der
S-Bahn-Brücke (143kB JPEG) - Nur knapp zweihundert Meter vom Cafe
Achteck am Humboldthain lag das sehr ähnliche Cafe Achteck am
Kreisverkehr mit Garten-, Liesen-, Gericht- und Scheringstraße
und der zurückgebauten Ackerstraße. Über den Platz verläuft
die S-Bahn-Strecke von Nordbahnhof zum Humboldthain. Das Häuschen wurde
irgendwann nach 2000 abgeräumt.
Wedding/Gesundbrunnen, Liesen/Gartenstr. unter
der S-Bahn-Brücke (76kB JPEG) - Auch das Toilettenhäuschen an der
Liesen/Gartenstr. war schon 1998 abgesperrt. Vom Dach her war es in einem etwas
besseren Zustand als das Urinal am Humboldthain, dafür hatte hier ein
in Berlin weit umtriebiger 6-Gängster sein Unwesen mit dem
Häuschen getrieben. Die Straße auf der linken Seite, in die man
im Bild hineinsieht, war ehemalige Grenzstraße zur sowjetisch besetzen
Zone. Dort, wo jetzt eine Friedhofsmauer links der Straße zu sehen
ist, stand früher die Mauer. Ein kleiner, angenagter Rest ist an der
S-Bahn-Brücke noch übrig.
Wedding,
Malplaquet Ecke Utrechter Str. (58kB JPEG) - Ebenso abgesperrt
war das Cafe Achteck auf dem Platz Malplaquet Ecke
Utrechter Straße im Wedding. Das Häuschen war stark mit Tags
verunziert und sollte ggf. schon in '99 abgeräumt werden.
Kreuzberg, U-Bhf. Schlesisches Tor (57 kB JPEG) -
Das Toilettenhäuschen nahe dem U-Bahnhof Schlesisches Tor ist in vielfacher
Hinsicht speziell. Es ist klassisch grün und aus den gleichen Elementen
wie ein Cafe Achteck gebaut, aber es ist rechteckig und hat Einrichtungen
für Männer und Frauen. Die Nachtaufnahme mit dem U-Bahnhof im
Hintergrund ist vom Spätherbst 1998.
Fotosammlung zu Berliner Toilettenhäuschen (2)
Neukölln, Karl-Marx-Straße Ecke Kirchhofstraße
(146 kB JPEG) - An der Rixdorfer Kirche steht eines der
renovierten Cafe Achteck Berlins. Es ist nur wenige Meter vom S-Bahnhof
Neukölln entfernt. An dem Häuschen war zum Zeitpunkt der Aufnahme
tatsächlich kein Graffiti. Die einzige größere Manipulation
an dem Bild ist die Entfernung einer zu deutlichen Werbung an der
nebenstehenden Litfaßsäule.
Neukölln, Sonnenallee Ecke Elbestraße (118 kB JPEG) - An der Sonnenallee steht auf der Mittelinsel der
Elbestraße ein gemauertes Toilettenhaus, das ebenfalls Einrichtungen
für beiderlei Geschlecht besitzt. Trotzdem hat es noch immer einen
achteckigen Umriß und ist höchstens unwesentlich größer
als ein herkömmliches Cafe Achteck. Vom Foto her gesehenen auf der
Rückseite ist sogar noch ein Achtel eines mit einer Blende versehenen
klassischen Urinals. Tags auf dem Mauerwerk des Häuschens sind auf dem
Bild elektronisch entfernt. Das Foto ist wie alle anderen Schnee-Fotos vom
Spätherbst 1998.
Wedding, Pekinger Platz (163 kB JPEG) -
Der Pekinger Platz im Wedding wird durch Nordufer und Kiautschoustraße
aufgespannt. Er liegt am Berlin-Spandauer-Schiffahrtskanal, der schon nicht
mehr zum Wedding, sondern zu Moabit/Tiergarten gehört. Der Platz existiert
seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und besteht aus einer mehr
oder minder gepflegten Grünanlage mit Kinderspielplatz. Das Urinal an
der Spitze des Platzes wurde 1880 eingerichtet. (Was unter anderem auf der
Informationstafel zu lesen ist.)
Wedding, Pekinger Platz, innen (93 kB JPEG) -
Auch das Cafe Achteck am Pekinger Platz ist abgesperrt. Am
schlimmsten in Mitleidenschaft gezogen sind die Fenstergitter. Gegenüber
dem Eingang sind sie noch vollständig, aber am Eingang sind sie zum
Teil herausgebogen, zum Teil ganz herausgeschlagen. Die Lamellen des
Mitteldachs sind komplett entfernt worden. Das Hauptdach ist teilweise
defekt. Die Außenwände des Toilettenhäuschens sind stark
angerostet und haben Grafittispuren. Außerdem hat
Cafe Achteck am Pekinger Platz keinen Frischetuchautomaten mehr.
Die Fotos sind vom Winter 1998/9. Mittlerweile ist das Häuschen renoviert
und wieder im Betrieb.
Kreuzberg, Chamissoplatz bei Nacht (58kB JPEG) -
Das Cafe Achteck am Chamissoplatz in Kreuzberg ist eines der ersten gewesen,
die 1996 renoviert worden waren. Dazu gehörte u.a. die Modifikation
und Restauration der Fenster, die elektrifizierte Beleuchtung, das Streichen
und Entrosten der Wände,...
Kreuzberg, Chamissoplatz, innen (113kB JPEG) -
...vor allem aber das Ersetzen der weiß gestrichenen Urinalbereiche mit
schwarzem Marmor und... tatsächlich... einer permanenten
Wasserspühlung! Die Fotos sind ebenfalls vom Winter 1998/9
(Dezember 1998).
Prenzlauer Berg, Schwedter Straße Ecke Schönhauser Allee (65kB JPEG) - Das Foto vom Klohäuschen an der
Schwedter Straße Ecke Schönhauser Allee ist vom Winter 1996/7,
und damit ebenfalls aus der Zeit vor dieser Seite. An dieser Ecke liegt auch
der U-Bahnhof Senefelder Straße der Linie 2. Das Urinal ist eines der
wenigen (wenn nicht zumindest zu jener Zeit das einzige) im ehemaligen Ostteil
Berlins.
Alt-Moabit, Siemensstraße am Unionplatz und
nahe Westhafen (104kB JPEG) -
Das Cafe Achteck nahe dem Westhafen steht in der Siemensstraße an der
Oldenburger Straße auf dem Unionplatz. Es gehörte
Anfang 1999 ebenfalls zu den eingezäunten Berliner Baudenkmälern.
Zu dieser Zeit war das Dach unbeschädigt, aber eine der Fensterfronten
fehlte komplett. Besonderheit des Häuschens war außerdem, daß
an der Innenseite des Paravans zwei Automaten installiert waren. Im Hintergrund
des Fotos kann man das Hauptgebäude des Westhafens sehen. Anfang 2002
war das Häuschen überraschenderweise renoviert und sogar mit
Beleuchtung am Paravan ausgestattet.
Kreuzberg, am Kreuzberg (179kB JPEG) - Der
Kreuzberg ist eine Grünanlage mitten in der Stadt, auf dessem Spitze
in 66 Metern Höhe ein von Schinkel entwickeltes Denkmal steht, das
über einen mit Pumpen betriebenen Wasserfall ragt (sofern die Stadt mal
wieder ein paar Mark gespendet bekommen hat, um den Wasserfall zu betreiben).
Am Fuße des Kreuzbergs im Grün versteckt ist ein klassisches Cafe
Achteck zu finden, das im Spätfrühling 2000 abgesperrt aber ansonsten
vergleichsweise gut erhalten war.
Prenzlauer Berg, Grüntaler Straße
(176kB JPEG) - Eines der historischen Urinale mit zwei Abteilungen
wurde an der Grüntaler Straße nahe der Osloer Straße errichtet.
Auf dem Bild (Foto: DD) vom Spätfrühling 2000 ist es noch
eingezäunt und in Wartung. Mittlerweile sollte es jedoch wieder in
Betrieb sein.
Kreuzberg, am Schlesischen Tor (159kB JPEG) -
Das schon weiter oben vorgestellt rechteckige Häuschen in der Nähe
vom U-Bahnhof Schlesischen Tor war im Spätfrühling 2000 (gesehen
von der anderen Seite und bei Tag) noch immer im gleichen Zustand wie
anderthalb Jahre zuvor. (Ich habe nie getestet, ob es überhaupt
betretbar ist, obwohl ich dort in der Nähe arbeitete.)
Tegel, Alt-Tegel (148kB JPEG) - Ende 2000,
Anfang 2001 wurde an den Bushaltestellen im Umfeld des U-Bahn-Endbahnhofs
Alt-Tegel ein restauriertes Cafe Achteck aufgestellt. Nach einem Stadtplan
von 1997, in dem auch viele andere klassische WC's markiert sind, stand dort
zumindest zu dieser Zeit keine solche Einrichtung. Aber ggf. war in fernerer
Vergangenheit dort ein Toilettenhäuschen zu finden, denn der Platz
nahe dem Humboldtschlößchen und dem Tegeler Hafen war wahrscheinlich
auch schon zur Jahrhundertwende eine Station der Pferdebusse...
Fotosammlung zu Berliner Toilettenhäuschen (3)
Tegel, Alt-Tegel, Blickrichtung
U-Bahnhof Alt-Tegel (132kB JPEG) - Wer die hiesige Seite sehr genau kennt,
der weiß, daß das erste Bild vom Cafe Achteck in Tegel ein
anderes Bild (44kB JPEG) vom Winter
2000/2001 ersetzt, bei dem die Farben durch Film und Abzug stark verfremdet
waren. Ab dem neuen Tegel-Foto sind alle Fotos digital ab Winter 2002/2003
entstanden und dann verkleinert und/oder geschnitten worden. -
Nichtsdestotrotz erscheint das Häuschen am U-Bahnhof Tegel tatsächlich
etwas dunkler als seine anderen renovierten Artgenossen.
Charlottenburg, Goslarer
Brücke/Goslarer Ufer 2003 (164kB JPEG) - Eines der von mir weiterhin
oft besuchten und oft aufgenommenen historischen Urinale war das Cafe Achteck
an der Goslarer Brücke. Es war auch nach mehr als sieben Jahren immernoch in
seinem schrecklichen Zustand und auch der Gummiautomat verschwand. Anfang 2004
verschwand das gesamte Häuschen.
Kreuzberg, Yorckstr. (180kB JPEG) - Ein Ende
2002 durch Zufall entdecktes Cafe Achteck, das das Schicksal des Häuschens
am Goslarer Ufer teilt, steht in Kreuzberg in der Yorckstraße. Auch dieses
Häuschen ist eingezäunt. Hier existierte zum Zeitpunkt der Aufnahme
der Kondomspender zwar noch, wie man auf dem Foto andeutungsweise sehen kann,
aber dafür ist der Paravan mit einem großflächigen Graffiti
"versilbert", weshalb hier nur die Rückansicht gezeigt werden soll. Das
Urinal wurde Anfang September 2003 entfernt und kein Ersatz in Aussicht
gestellt, da der Bezirk angeblich dafür weitere Werbeflächen
hätte genehmigen müssen.
Prenzlauer Berg, Schwedter Straße
Ecke Schönhauser Allee 2003 (124kB JPEG) - Das renovierte und
wahrscheinlich 1996/7 gerade aufgestellte Häuschen befindet sich ebenfalls
mehr als sieben Jahre später noch im gleichen, in diesem Fall
erfreulichen Zustand. Die Beleuchtung wurde dabei zum Zeitpunkt der
Aufnahme als Stromlieferant für Bauarbeiten benutzt (sichtbar
am Kabel an der rechten Außenlaterne).
Tegel, Hermsdorf, Fellbacher Platz
(156kB JPEG) - 2002/3 wurde offenbar auch ein neuer Trend
eingeführt:
Die achteckigen Urinale werden für Männer und Frauen
ausgebaut. Das ist zwar nicht revolutionär, wie das gemauerte
Cafe Achteck in der Sonnenallee zeigt, aber in dieser Form eher
historisierend als historisch originalgetreu. Das Cafe Achteck auf
dem Fellbacher Platz in Hermsdorf ist ggf. das erste Exemplar dieser
neuen Art. Es besitzt zwei Paravans mit Laternen und Eingangsschildchen
(HERREN/DAMEN) vor zwei allerdings nochmal durch Milchglastüren
versperrbaren Eingängen, hinter denen eine extrem moderne sanitäre
Ausstattung liegt (die sich manche Berliner Schule wünschen würde).
Tegel, Hermsdorf, Fellbacher Platz
mit Blickrichtung S-Bahnhof Hermsdorf (180kB JPEG) -
Ob auf dem Fellbacher Platz in Hermsdorf jemals ein Cafe Achteck
gestanden hat ist unklar. Der Standort in der Nähe des S-Bahnhofs
Hermsdorf ist zumindest nicht untypisch. Das ehemals nur einen Bahnhof
entfernt liegende Cafe Achteck in Waidmannslust wurde dagegen
mittlerweile ersatzlos abgebaut!
Mitte, Gendarmenmarkt
(172kB JPEG) - Von identischer Bauart wie das Cafe Achteck auf dem
Fellbacher Platz ist denn auch das Cafe Achteck auf dem Gendarmenmarkt auf
der Seite des Französischen Doms,
das im Juni 2003 mit großer Presse eingeweiht wurde.
Es wurde betont, daß diese Objekte auch weiterhin kostenlos zu benutzen
sein sollen. Dabei steht gerade das neue Objekt auf dem Gendarmenmarkt
"in Konkurrenz" mit einer entsprechend kostenpflichtigen Automatentoilette
an der anderen Ecke des Platzes.
Mitte, Gendarmenmarkt (136kB JPEG) -
Wie beim Fellbacher Platz stellt sich auch beim Gendarmenmarkt die Frage, ob
dort tatsächlich jemals ein Cafe Achteck gestanden hat. In der Zeit der
DDR war dies mit einiger Sicherheit jedenfalls nicht der Fall. Von daher ist
dieses neue Objekt (neben denen an der Grünthaler und der Schönefelder
Straße) wahrscheinlich ein weiterer Beitrag zur Reurinalisierung
des Ostens. ;-)
Alt-Moabit, in der Siemensstraße am Unionplatz nahe Westhafen
(212kB JPEG) - irgendwann ab 2001 wurde das Toilettenhäuschen in der
Siemensstraße unmittelbarer Nähe zum Westhafen renoviert und neu
aufgestellt, allerdings war noch bis Mitte 2003
(146kB JPEG) ein Zaun um das Arreal des Unionplatzes, der ebenfalls neu
angelegt worden war. Ende 2003, Anfang 2004 wurde der Zaun ebenfalls entfernt.
Alt-Moabit, Stephanplatz (139kB JPEG) -
Von der gleichen Bauart wie das renovierte Toilettenhäuschen in der
Siemensstraße, am Chamissoplatz und einigen anderen Stellen (also
klassisch nur für Männer, aber mit dunklem Marmor und Spülung)
ist auch das Häuschen am Stephanplatz. Das Foto von Anfang 2004 zeigt
die Ansicht mit dem laternenlosen Paravan im Vordergrund, an dem eine
Plakette angebracht ist, die besagt: 'Die Restaurierung und Modernisierung
des "Café Achtecks" wurde von der Wall AG durchgeführt und der
Stadt gestiftet. Berlin im Dezember 2000'.
*
Wer einmal ein Cafe Achteck ganz ohne Geruch von innen betrachten möchte,
der mag auf das diese Seite einleitende Bild zurückgehen
und es mal anklicken: es führt zu einer Tour durch ein virtuelles Urinal.
(Wiedermal etwas, was im Englischen besser klingt: "Virtual Urinal". ;-)
Die Bilder dazu wurden mit PoV-Ray 3.0 unter Linux 2.0 gerendert.
Quellen:
Kurt Wolterstädt
"Spaziergang durch die Geschiche Berlins"
Berlin Information 1985
Rainer Elwers
"Berlins unbekannte Denkmäler"
L&H Verlag 1998
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